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2013 - Herr Lothar Jeschke

In diesem Jahr wurde Herr Lothar Jeschke zum "Eschebürger" des Jahres 2013 gewählt. Seine besonderen Verdienste wurden in der folgenden Laudatio gewürdigt.

Laudatio auf Herrn Lothar Jeschke anlässlich der Verleihung des Titels „Eschebürger  2013“ am 28.04.2013:

Am heutigen Tag gilt es, wieder einen verdienten Escheburger mit dem Titel „Eschebürger“ zu ehren und auszuzeichnen. Es ist seit 2008 das fünfte Mal, dass die Gemeinde Escheburg eine solche Ehrung auf Vorschlag des „Gremiums zur Findung des Eschebürgers“ vornimmt. Ich habe gern den Auftrag übernommen, für den „Eschebürger 2013“, Lothar Jeschke, die Laudatio zu halten, weil wir viele Jahre im Escheburger Sportverein zusammengearbeitet und gewirkt haben.

Da bin ich schon mitten im Thema. Wenn es darum geht, Lothars Leistungen zu würdigen, dann geht es um seine vieljährige Tätigkeit im ESV. Bei einem Blick in die ESV-Chronik fällt auf, dass der Name Jeschke sehr häufig erwähnt wird, weil es sich offensichtlich um zwei sehr sportliche Familien – die der Brüder Bruno und Lothar – handelt. Ich möchte mich heute aber nur auf Lothar – dem Anlass angemessen – konzentrieren. Die Verdienste Lothars sind eng mit dem ESV verbunden: Lothar als Sportler und Vorbild, als Trainer, als Abteilungsleiter der Leichtathletikabteilung, als Motivator, als Inspirator und als Helfer für alle Fälle.

Gestatten Sie mir einige Worte zu Lothars Werdegang, denn er ist kein gebürtiger Escheburger. Er wurde 1943 in einem kleinen Ort im Warthegau (heute Polen) geboren. Bedingt durch den 2. Weltkrieg  kam die Familie Jeschke auf langen Wegen und vielen Zwischenstationen 1945 nach Escheburg. Sie fand hier für 5 Jahre Unterschlupf in einem Zimmer in der Villa Riefenstahl im Bistal. 1968 heiratete Lothar seine Rosi. Das junge Paar zog nach Hamburg und wohnte dort 3 Jahre. 1971 kehrten die beiden  nach Escheburg zurück  und bezogen  auf Wunsch der Eigentümerin die Villa Schulze am Stubbenberg. Von dieser repräsentativen Villa, die früher Haus Burgsee hieß, existiert übrigens in unserem Escheburger Archiv eine Postkarte aus dem Jahre 1914.

Lothar trat 1972 dem ESV bei und betätigte sich sogleich als aktiver Sportler. Sein Interesse galt der Leichtathletik. Eine Abteilung und entsprechende Sportanlagen gab es damals noch nicht, aber eine Handvoll Interessenten wollten das Deutsche Sportabzeichen erwerben. Also musste improvisiert werden. Lothar war dabei, als wir in Eigenhilfe eine Sprunggrube in den Grüppen bauten. Für den  Langstreckenlauf der Schüler wurde  eine Strecke im Buerblökenredder (heute Am Soll)  vermessen und markiert. Die Erwachsenen mussten nach Geesthacht oder Bergedorf. Die Kurzstrecken wurden im Grüppental oder in der Kiehnwiese trainiert und abgenommen. Lothar erwarb noch 1972 das DSA in Bronze und wurde 1973 als abnahmeberechtigter Prüfer zugelassen. Er unterstützte mich beim Training und vertrat mich zeitweise.

Die Situation verbesserte sich, als im Juni 1974 der Sportplatzbau im Grüppental abgeschlossen war und die Anlage dem ESV übergeben wurde. Nun hatten die Leichtathleten endlich eine 100m-Bahn. Für die Kugelstoß- und Diskuswurfanlage musste der Maurer Lothar Jeschke wieder ran, um diese zu betonieren und die Ringe einzusetzen.

Als der Kuhstall bei Rathje zum Trainingsraum ausgebaut wurde, war Lothar dabei und mauerte den Schornstein hoch. 1975 wurde Lothar in das ESV-Schiedsgericht gewählt und 1977 übernahm er die Leichtathletikabteilung und gehörte zum Erweiterten ESV-Vorstand.

Diese Abteilung hatte sich mittlerweile sehr positiv und sportlich erfolgreich entwickelt und konnte unter seiner Führung auf Kreis- und Landesebene im Schüler-, Jugend- und später auch im Seniorenbereich Spitzenergebnisse erzielen. Die Leistungen der Escheburger Sportler lassen sich in den Kreisbestenlisten ablesen, wo sie in vielen Jahren auf vorderen  Plätzen aufgezählt werden und Escheburg bekannt gemacht haben.

1981 stellte die ESV-Leichtathletikabteilung 5  Kreismeister und 8 weitere Platzierungen bis zum fünften Platz. In der Vereinswertung erzielte sie den 12. Rang. 1982 erwarb Lothar die  A-Lizenz als Sportübungsleiter und erhielt somit eine geringe Entschädigung  für die zahlreichen Fahrten und sonstigen Aufwendungen. 1983 stellte Lothar mit 40 Jahren einen Kreisrekord im Fünfkampf auf, der nach meinen Informationen heute noch gültig ist. Weitere Kreisrekorde in seiner Altersklasse stellte er 1984 im 400m-Lauf und Hochsprung auf. Am 28.7.1984 schrieb die Bergedorfer Zeitung: Lothar Jeschke, Spartenleiter der ESV-Leichtathleten darf über gute Leistungen seiner Abteilung strahlen. Lothar nahm an vielen Wettkämpfen im Kreis, in Bergedorf, Oldesloe, Lübeck und Kiel erfolgreich teil.

Während seiner Amtszeit errangen drei Escheburger den Titel als Landesmeister: 1982 Björn Mamay, Speerwurf, 1994 Roman Jeschke, Hochsprung, 1997 Daniel Jeschke, Speerwurf. Die Erfolgsliste der Escheburger Leichtathleten ließe sich noch beliebig fortsetzen.

Lothar war nicht nur selbst ein guter Sportler und förderte seine Leistungsträger, sondern legte großes Gewicht  auch auf den Breitensport. Damit meine ich den Erwerb des Deut-schen Sportabzeichens sowie des Leichtathletik-Mehrkampfabzeichens. Während seiner Zeit als Abteilungsleiter konnte er 384 Sportabzeichen und mindestens 67 Mehrkampfabzeichen verleihen. Darüberhinaus richtete er viele Vereinsmeisterschaften, Sportfeste für den ESV und Nachbarvereine, Kreiscrossmeisterschaften in der Dahlbekschlucht, sowie Ferienaktionen für die Schulkinder aus. Welche Arbeiten mit seinen Aufgaben verbunden waren, können eigentlich nur Insider ermessen: Vorbereitungen, organisatorische Maßnahmen, schriftliche Arbeiten, umständlicher Auf- und Abbau der Hochsprunganlage, Fahrten zu den Wettkampforten, Transport von Teilnehmern, Gewinnung und Einteilung von Helfern, Motivation zur Teilnahme an Wettkämpfen und manchmal auch Trost spenden bei Enttäuschungen sowie Sondertraining für Schwache.

In Schwierigkeiten geriet er, als er 1985 die Aufgabe als Spartenleiter abgeben und nur noch Trainer sein wollte. Offensichtlich wollte niemand die Belastung auf sich nehmen. Qualifizierte und interessierte Nachfolger waren allerdings auch schwer zu finden. 1988 übernahm dann endlich Sabine Flindt vorübergehend diese Aufgabe. Aber bald macht Lothar wieder weiter.

Einen Rückschlag erlitt die  LA-Abteilung als wegen der notwendigen Verbreiterung des Fußballfeldes die 100m-Laufbahn abgerissen werden musste. Damit wurde den Leichtathleten eine wichtige Trainings- und Wettkampfmöglichkeit genommen. Es musste also wieder improvisiert werden. Im Oktober 1999 stellte Lothar endgültig seine Tätigkeit als Abteilungsleiter ein. Das Training übernahmen Roman Jeschke und Florian Jüttner. 2001 erklärte sich Carola Link bereit die Abteilung weiterzuführen.

Es bleibt also festzustellen, dass Lothar Jeschke sich etwa 27 Jahre in aufopferungsvoller Weise für Kinder, Jugendliche und Erwachsene eingesetzt hat, damit sie den Leichtathletiksport in Escheburg betreiben konnten. In seiner Weihnachtsansprache 2012 sagte unser Bundespräsident Gauck:“Wir brauchen nicht nur tatkräftige Politiker sondern auch engagierte Bürger.“  Ich denke, das gilt auch für den Sport. Die Bundkanzlerin Merkel ergänzte ihn: „Sie und viele andere machen unsere Gesellschaft menschlich und erfolgreich“.